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Was ist die NIS2-Richtlinie? Einfach erklärt für Unternehmen.

Die NIS2-Richtlinie ist die neue Cybersicherheitsvorgabe der Europäischen Union. Ihr Ziel: ein einheitlich hohes Sicherheitsniveau für Netz- und Informationssysteme in allen EU-Mitgliedsstaaten.

Sie löst die bisherige NIS-Richtlinie von 2016 ab und reagiert auf die zunehmende Zahl von Cyberangriffen auf Unternehmen und kritische Infrastrukturen.

Warum die EU die NIS2 eingeführt hat?

Cyberbedrohungen haben in den letzten Jahren massiv zugenommen. Ob Ransomware, Datenmanipulation oder Angriffe auf Versorgungsnetze – digitale Sicherheitslücken können heute ganze Gesellschaftsbereiche gefährden.

Mit der NIS 2 will die EU:

  • die Resilienz von Unternehmen gegenüber Cyberangriffen erhöhen,
  • die Zusammenarbeit zwischen Mitgliedsstaaten verbessern,
  • einheitliche Sicherheitsstandards in Europa schaffen.

 
 
NIS2 steht somit nicht nur für neue Pflichten, sondern auch für eine strategische Chance: den Aufbau einer widerstandsfähigen, verantwortungsvollen digitalen Wirtschaft.

NIS2 Cyber Sicherheit - Ein Sicherheitsschloss vor einem virtuellen Hintergrund
NIS2 Cyber Sicherheit

Wen die NIS2 betrifft

Die Richtlinie umfasst deutlich mehr Unternehmen als ihr Vorgänger. Betroffen sind:

  • Mittlere und große Unternehmen mit über 50 Beschäftigten oder mehr als 10 Mio. Euro Jahresumsatz,
  • Unternehmen aus kritischen Sektoren wie Energie, Gesundheit, Transport, Wasserver- und -entsorgung, digitale Infrastruktur, Finanzwesen, Abfallwirtschaft, Postdienste und IT-Dienstleister und Hersteller essenzieller IT-Komponenten.

 

Kleinere Unternehmen können betroffen sein, wenn sie Teil einer kritischen Lieferkette sind oder nationale Relevanz besitzen.

Die zentralen Anforderungen der NIS2

Unternehmen müssen nachweisen, dass sie organisatorische und technische Maßnahmen zur Cybersicherheit umgesetzt haben. Dabei stehen folgende Pflichten im Mittelpunkt:

Einführung eines Informationssicherheits-Managementsystems (ISMS)

Das ISMS bildet das Rückgrat der NIS2-Umsetzung. Es sorgt für eine strukturierte Erfassung, Bewertung und Kontrolle von Risiken.

Absicherung der Lieferkette

Unternehmen haften künftig auch für die Sicherheit ihrer Dienstleister und Partner.

Meldepflicht bei Sicherheitsvorfällen

Innerhalb von 24 Stunden müssen relevante Security Incidents gemeldet werden.

Regelmäßige Überprüfung und Berichterstattung

Behörden dürfen Audits durchführen. Eine lückenlose Dokumentation ist zwingend erforderlich.

Haftung und Sanktionen bei Verstößen

Die NIS2 verschärft die Haftungsregeln erheblich:

  • Geschäftsführende und Vorstände haften bei grober Fahrlässigkeit persönlich.
  • Verstöße können mit Bußgeldern von bis zu 10 Mio. € oder 2 % des weltweiten Umsatzes geahndet werden.

 

Damit verlagert sich Cybersicherheit von der IT-Abteilung in die strategische Unternehmensführung.

Ab wann NIS2 gilt

Die NIS 2 ist seit Januar 2023 in Kraft. Die Mitgliedsstaaten mussten sie bis zum 17. Oktober 2024 in nationales Recht umsetzen. In Deutschland geschieht dies u. a. durch das kommende NIS 2-Umsetzungsgesetz (NIS2UmsuG). Unternehmen müssen bis Ende 2025 vollständig konform sein.

NIS2 im Vergleich zu ISO 27001 und DSGVO

Cybersicherheit ist kein isoliertes Thema – sie steht im Zusammenhang mit bestehenden Regelwerken wie DSGVO und ISO 27001. Alle drei zielen auf Vertrauen, Schutz und Compliance, unterscheiden sich aber in Geltungsbereich und Sanktionen.

MerkmalDSGVONIS2ISO 27001
ZielsetzungSchutz personenbezogener DatenSchutz kritischer InfrastrukturenManagement der Informationssicherheit
GeltungsbereichAlle datenverarbeitenden OrganisationenKritische & wichtige Sektoren der EUWeltweit anwendbar, branchenunabhängig
Pflicht vs. FreiwilligGesetzlich verpflichtendGesetzlich verpflichtendFreiwilliger Standard
SanktionenBis 20 Mio. € oder 4 % UmsatzBis 10 Mio. € oder 2 % UmsatzVerlust der Zertifizierung
Meldepflicht72 Stunden bei Datenschutzverstoß24 Stunden bei SicherheitsvorfallEmpfohlen, nicht verpflichtend
 
 

Zusammenwirken der Regelwerke

 
  • DSGVO + ISO 27001: Die ISO-Norm bietet ein praxisnahes Werkzeug, um Datenschutz technisch umzusetzen.

  • NIS2 + ISO 27001: Die Norm deckt viele NIS2-Anforderungen ab, etwa im Bereich Risikoanalyse und Incident Handling.

  • NIS 2 + DSGVO: Beide ergänzen sich – NIS2 schützt Systeme, DSGVO Daten.

Unternehmen profitieren, wenn sie diese Regelwerke zusammenführen. So entsteht ein integriertes Sicherheitskonzept, das Rechtssicherheit und Wettbewerbsfähigkeit fördert.

Schritt-für-Schritt zur NIS 2-Compliance

Eine gute Vorbereitung ist entscheidend. Folgende zehn Schritte helfen Unternehmen, systematisch NIS2-konform zu werden:

Betroffenheit prüfen

Ermitteln Sie, ob Ihr Unternehmen in einen kritischen oder wichtigen Sektor fällt und die Schwellenwerte erfüllt.

Verantwortlichkeiten festlegen

Definieren Sie klare Rollen – etwa für Geschäftsführung, IT-Leitung und CISO.

ISMS implementieren

Nutzen Sie den Standard ISO/IEC 27001 als Grundlage.

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Risikoanalyse durchführen

Erkennen Sie Bedrohungen frühzeitig und bewerten Sie potenzielle Auswirkungen.

Sicherheits-maßnahmen etablieren

Führen Sie technische und organisatorische Schutzmaßnahmen ein – z. B. Firewalls, Zugriffsmanagement und Notfallpläne.

Melde- und Eskalationsprozesse aufbauen

Bereiten Sie klare Verfahren für 24-Stunden-Meldungen an Behörden vor.

Lieferkette sichern

Überprüfen Sie Partnerunternehmen auf Cybersicherheitsstandards.

Dokumentation anlegen

Protokollieren Sie alle Maßnahmen, Audits und Schulungen.

Schulungen durchführen

Sensibilisieren Sie regelmäßig Ihr Personal.

Kontinuierlich verbessern

Aktualisieren Sie Sicherheitsmaßnahmen und Risikoanalysen fortlaufend.

Konkrete Pflichten im Überblick

Die EU definiert zehn zentrale Sicherheitsmaßnahmen, die gesetzlich verpflichtend werden:

Diese Anforderungen ergeben zusammen ein Sicherheitskonzept, das proaktiv statt reaktiv schützt.

Schlusswort zur NIS2 Richtlinie

NIS2 als strategischer Hebel. Die NIS2-Richtlinie ist weit mehr als eine gesetzliche Auflage – sie ist eine Gelegenheit, Cybersicherheit zur Führungsaufgabe zu machen. Unternehmen, die frühzeitig handeln, profitieren doppelt:

  • Sie minimieren rechtliche und operative Risiken.
  • Sie stärken das Vertrauen von Kunden, Partnern und Behörden.

 

Wer seine Prozesse mit ISO 27001 und DSGVO verknüpft, schafft langfristig Resilienz und Wettbewerbsvorteile im digitalen Europa.

Ihr Experte:
Michael Thissen

CEO, Mit Herz und Helm befähigt er unser Team, die IT-Straße zu rocken! E-Mail: michael.thissen@greensocks.de
Tel.: +49 2162 3693208

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